Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen: Die Debatte um das Grundeinkommen ist eine polarisierende! Und sie ist auch eine teilweise hitzig geführte, die sich häufig in die Pro- und Contra-Position teilt und manchmal auch darin verliert. Der Frage, wie ein Grundeinkommen aussehen könnte und welche Vorteile dies haben kann, gehen die Herausgeber Ronald Blaschke und Werner Ratz nach und untersuchen in ihrem Buch die Sicherheit des Einkommens und wie entscheidend wirtschaftliche Zusammenhänge gerade in Krisenzeiten sind.
Das Grundeinkommen, so stellen es die Autoren vor, muss bestimmte Bedingungen erfüllen, sie vermeiden dabei trotz ihres Standpunktes plakative Polarisierungen, auch wenn sie sich von Arbeiten wie Irrweg Grundeinkommen von Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker, Volker Meinhardt und Dieter Vesper abgrenzen wollen. Das Plädoyer für ein Grundeinkommen besteht aus 12 Essays, die unterschiedliche Aspekte des Themas beleuchten. Darunter fällt die Forderung, das Grundeinkommen durch eine Volksabstimmung einzuführen, und natürlich die entscheidende Frage nach der Finanzierung. Blaschke stellt in seinem Essay »Irrweg Marktmensch« vor, welches Gesellschaftsbild unsere heutige Welt prägt, die von einer starken und »dominante[n] marktradikale[n]« Ausrichtung geprägt ist, die das Wirtschafts‑, Arbeits- und gesellschaftliche Leben in starker Weise beeinflusst. Bei der Vorstellung, die in Blaschkes Text thematisiert wird, handelt es sich um ein Modell, das nicht von Leistung abhängt, wie es sonst im Wirtschaftsleben zum Großteil der Fall ist. Antje Schrupp greift in ihrem Essay »Erkennen was notwendig ist« die Tatsache auf, dass eine häufige kritische Haltung gegenüber dem Grundeinkommen genau aus der Negierung oder Abkopplung des Leistungsaspektes resultiert und sie sich durchaus darüber bewusst sei, dass darin auch ein Knackpunkt liegen kann. Leistung ist ein omnipräsenter Begriff in allen Lebenslagen, also auch bei der Frage des Grundeinkommens. Die einzelnen Essays sind vielschichtig, detailliert und stellen Fragen zum Kapitalismus, zur Arbeit und Arbeitsleistung und zur Gesellschaft. Die Frage nach Bürgergeld oder Grundeinkommen bleibt ein strittiges Thema, aber unabhängig davon, ob man sich für oder gegen ein solches Modell entscheidet, sollte man die Papptafeln mit »Ich bin dafür« oder »Ich bin dagegen« erst einmal entsorgen, denn das Plädoyer von Blaschke und Ratz liefert Argumente für ein Grundeinkommen, bringt den Leser allerdings ebenso dazu, sich selbst kritische Fragen zu stellen und eine eigene Meinung zur der Frage des Grundeinkommens zu bilden.
Auch wenn das Thema in diesem Buch sehr komplex dargestellt wird, arbeiten auch die einzelnen Autoren kritische Punkte heraus, sodass sich das Buch in keiner Weise damit zufrieden gibt, eine simple Streitschrift zu sein. Es liefert keinesfalls einfache Antworten auf eine Frage, die nicht nur politisch, sondern vor allem gesellschaftlich relevant ist, und es gibt wertvolle Denkanstöße zum Weiterlesen.
Kim Uridat
Ronald Blaschke, Werner Rätz (Hrsg.): Teil der Lösung. Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Rotpunkt, 2013, 17,90 €.
Die Grundidee des Bedingungslosen Grundeinkommens finde ich schon gut, allerdings glaube ich auch, dass es hier aktuell bei uns gar nicht umsetzbar wäre. Dennoch, vielen Menschen würde das ganze endlich mehr Lebensqualität bieten, so dass ich finde, dass dies schon ein Grund ist, das Thema nicht einfach beiseite zu schieben. Hier muss sich einfach in Zukunft noch einiges mehr tun.