Literarische Feiertage sind die wahren Höhepunkte des bibliophilen Jahres. Einen der geheimnisvollsten dieser Festtage begehen heute die Fans des medienscheuen Schriftstellers Thomas Pynchon.
Aus seinem Leben macht er ein Geheimnis. Er gilt als Anwärter auf den Literaturnobelpreis. (Möglicherweise bekommt er ihn deswegen niemals, weil abzusehen ist, dass er die Verleihung schwänzt). Thomas Pynchon ist einer der Großen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Pynchons Romane entfalten alternative Geschichtsverläufe, bizarre Verschwörungen und zum Kult wurde nicht zuletzt sein Erkennungszeichen einer geheimen Untergrundpost: das gedämpfte Posthorn aus dem Roman The Crying of Lot 49 (Die Versteigerung von No. 49).
Pynchons Fangemeinde ist groß, im englischsprachigen Raum feiern Enthusiasten jährlich am 8. Mai am Geburtstag des Schriftstellers den Pynchon-in-Public-Day. Heute ist es wieder so weit! Vielleicht geben sich die Anhänger des geheimnisvollen W.A.S.T.E.-Kommunikationsnetzwerks auch hierzulande Zeichen, an Briefkästen, Schließfächern oder in unscheinbaren Mitteilungen und Annoncen.
Wer den Pynchon-in-Public-Day zelebrieren will, hat es einfach: Angemessen feiert mit, wer das gedämpfte Posthorn an geeigneten Orten zeigt oder dessen Träger verschwörerisch mit “We Await Silent Tristero’s Empire” anspricht. Auch die öffentliche Lektüre von Thomas Pynchons Romanen ist dem Datum angemessen, Freunde bibliophiler Feiertage verbinden dies gern mit einem Gang ins Café oder in die Bücherei.
Auf Twitter und Facebook wird der Tag jedes Jahr reichhaltig mit Bildern dokumentiert und von den Organisatoren unter @pynchoninpublic versammelt, das dazugehörige Twitter-Hashtag ist #pynchoninpublic.
Den Pynchon-Fans der Cassinidivision kam übrigens in diesem Jahr zu Ohren, dass in der Bochumer Universitätsbibliothek einige W.A.S.T.E.-Postfächer frisch eingerichtet wurden. Wir danken der Universitätsbibliothek Bochum für die literarische und unbürokratische Unterstützung.
Britta Peters